Medienkonzentration: Tettamanti kauft Basler Zeitung Medien

Die Familie Hagemann und PubliGroupe verkaufen ihre Aktien der National Zeitung und Basler Nachrichten AG an Tito Tettamanti und den Basler Medienanwalt Martin Wagner. Die Basler Zeitung "bleibt eine eigenständige und unabhängige Basler Tageszeitung."
Neuer VR-Präsident und Verleger der BaZ wird Martin Wagner, Matthias Hagemann bleibt im Verwaltungsrat. Dies meldet die Familie Hagemann am Montag.

Bei der BZM handelt es sich um 14 eigenständige Firmen und 2 massgebliche Beteiligungen. Tito Tettamanti und der Basler Medienanwalt Martin Wagner übernehmen alle Aktien der Familie Hagemann und der PubliGroupe, der National Zeitung und Basler Nachrichten AG, die als Basler Zeitung Medien AG (BZM) am Markt präsent ist. Tettamanti wird als Mehrheitsaktionär einen Aktienanteil von 75 % halten und Martin Wagner 25 %. Über die Höhe des Kaufpreises haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

 

«Es war von allem Anfang an unsere Absicht, die Basler Zeitung als unabhängige Tageszeitung für Basel zu erhalten», erklärt der neue Herausgeber der BaZ, Martin Wagner. «Wir wollten erneut ein Zeichen gegen die Medienkonzentration in unserem Land setzen.» (!sic!)  Matthias Hagemann, bisheriger Verwaltungsrats- präsident der BZM und Familiensprecher, begründet den Verkauf:
«Nach eingehenden Beratungen innerhalb der Familie kamen wir letzten Herbst zum Schluss, dass wir einen Käufer für unser Unternehmen suchen werden. Wir haben alles daran gesetzt, das Unternehmen an einen Käufer zu veräussern, der gewillt und in der Lage ist, der Region Basel mit der Basler Zeitung eine starke Tageszeitung zu erhalten.» Es habe verschiedene Interessenten gegeben, auch aus dem Ausland, so Matthias Hagemann.

 

Die Familie Hagemann hat mit einem Anteil von 63 % die Aktienmehrheit an der BZM gehalten. Die Familie hatte die Mehrheit am Druckerei- und Verlagsunternehmen vor 59 Jahren übernommen. «Die PubliGroupe hat, wie seit Längerem angekündigt, zusammen mit der Mehrheitsaktionärin nach einer Lösung gesucht, die in der vorliegenden Form jetzt gefunden werden konnte», erklärt Hans-Peter Rohner, Verwaltungsratspräsident und CEO der PubliGroupe, die 37 % der Aktien gehalten hat. «Dieser Schritt entspricht unserer Strategie, sich von denjenigen Verlagsbeteiligungen zu trennen, die nicht mehr als strategisch gesehen werden.» Die Verkäufer wurden von Rechtsanwalt Oscar Battegay von der Kanzlei Staiger, Schwald & Partner beraten.

 

Der neue Verwaltungsrat besteht derzeit aus Matthias Hagemann, dem Basler Medienunternehmer Bernhard Burgener, dem Basler Notar Pascal Berger und Martin Wagner, welcher in seiner Funktion als Verwaltungsratspäsident neuer Verleger der «Basler Zeitung» wird. In der Unternehmensleitung der Basler Zeitung Medien wird es zu einem Führungswechsel kommen. Beat Meyer, CEO der Unternehmensgruppe, wird die BZM verlassen. Der bisherige CFO, Jürgen Hunscheidt, wird dessen Funktion übernehmen.
Gleichzeitig übernimmt der bisherige Verlagsleiter Roland Steffen konzernweit die Funktion als COO (Chief Operating Officer). Beide Manager sind langjährige Leistungsträger des Unternehmens und wie der neue Verleger Martin Wagner mit diesem eng verbunden. Chefredaktor der Basler Zeitung bleibt Matthias Geering.

 

Basler Zeitung Medien gehören 14 eigenständige Firmen wie beispielsweise das Druckereiunternehmen Birkhäuser in Reinach (BL). Flaggschiff des Unternehmens ist die «Basler Zeitung», die mit einer Auflage von rund 88 000 Exemplaren die wichtigste Tageszeitung der Nordwestschweiz ist. Die Gruppe beschäftigt derzeit gegen 1200 Mitarbeiter und erreichte im Geschäftsjahr 2008/09 einen Umsatz von rund 263 Mio. CHF. Der operative EBITA belief sich auf 6 Mio. CHF.

 

Der bereits früher unrühmlich aufgefallene "Medienanwalt" Martin Wagner figuriert in letzter Zeit des öfteren als offensichtlicher Strohmann: Erst letzte Woche wurde bekannt, dass Wagner für die deutsche ConstantinFilm eine Filiale in der Schweiz eröffnet. Tettamanti wiederum ist mit Blocher verbandelt und hat seine Hände z.B. bei der Weltwoche im Spiel.

 

Tito Tettamanti, Jahrgang 1930, engagiert sich nicht zum ersten Mal im Mediengeschäft. Vor acht Jahren hatte er mit anderen Investoren die damalige Jean Frey AG («Weltwoche», «Bilanz») übernommen. An diesem Mediendeal war auch Martin Wagner beteiligt. Wagner fungierte als Verwaltungsratspräsident von Jean Frey. Im Sommer 2006 holte er Roger Köppel, der zwischenzeitlich nach Berlin zur «Welt» gegangen war, zur «Weltwoche» zurück und verkaufte offiziell Köppel die Zeitschrift. (Die dieser allerdings ohne fremdes Geld nie hätte bezahlen können). Der Rest von Jean Frey wurde Ende 2006 an den deutschen Springer Verlag verkauft.  Tettamanti versteht sich als rechtskonservativer Visionär.

http://photoscene.jimdo.com/2010/01/27/constantin-film-will-sennentunschi-retten/#permalink

 

 

comedia - Die Mediengewerkschaft

Medienmitteilung: Bedenken zum Kauf der Basler Zeitung Medien

 

Die Mediengewerkschaft comedia ist besorgt über die neueste Entwicklung in der Schweizer Medienszene.

Mit dem Verlag der Basler Zeitung gerät ein traditionsreiches Medienhaus in die Hände des Finanzinvestors Tito Tettamanti, der 75% der Aktien übernimmt. Die Basler Zeitung Medien AG verfügt in Basel über ein faktisches Monopol. Es ist irritierend, dass Medienhäuser in der Krise zum Gegenstand spekulativer Aktionen werden können. Tito Tettamanti hat sein Vermögen durch undurchsichtige Finanzmarktgeschäfte erworben, er ist kein Garant für demokratische Öffentlichkeit.

 

comedia fordert die neuen Eigentümer auf, die bereits schmal gesparten Belegschaften der Basler Zeitung Medien AG nicht noch weiter auszupressen und die Redaktionen in politischer Unabhängigkeit arbeiten zu lassen, damit sie ihren für eine funktionierende Demokratie wichtigen Informationsauftrag erfüllen können. Die Mediengewerkschaft comedia steht den Redaktions- und Druckereiangestellten und ihren Personalkommissionen dabei mit vollem Engagement zur Seite.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0